STREET ART

StreetART


Der schwarze Bildband vom grünen Buck

Juni 2021


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Das Schlagloch in meiner Fototasche

Für Auto- oder Fahrradfahrer sind sie ein absolutes Ärgernis – für mich sind sie wunderschön: Schlaglöcher! Vom Frost in die Fahrbahndecke gesprengte Unebenheiten und von Wind und Wetter gezeichnete Fahrbahnmarkierungen faszinieren mich. Kreativer Perspektivenwechsel ist mein Ticket zum Besuch neuer Welten. Den passenden Blickwinkel vorausgesetzt, gelingt es mir, innerhalb weniger Sekunden gedanklich nach Grönland zu reisen oder die nächste Kreuzung per Kontinentaldrift zu überqueren.

Von der Straße zum Kunstobjekt

Die Idee, das scheinbar Unscheinbare fotografisch in Szene zu setzen, reizt mich seit vielen Jahren. Entsprechend umfangreich ist mein Schlagloch-Bildarchiv. Meine erste Straßenaufnahme entstand in den frühen 1980er-Jahren. Sie zeigt eine mit dem Straßenbelag verschmolzene Getränkedose. Vom Sammler einzelner Fotos entwickelte ich mich zum Streetworker mit künstlerischem Verständnis für Asphalt im öffentlichen Raum. Gerade deshalb stellte die Produktion von StreetART eine große Herausforderung dar. Einerseits war es mir wichtig, offensichtlich banale Motive bestmöglich in Szene zu setzen. Andererseits wollte ich den Betrachtern größtmöglichen Spielraum für die eigene kreative Interpretation zugestehen. Um meinem Verständnis von Straßenfotografie gerecht zu werden, reinigte ich einige Straßenbeläge oder Fahrbahnmarkierungen vor der Aufnahme, um wichtige Details hervorzuheben. Entdeckte ich Fremdkörper, nutzte ich diese jedoch bewusst, um Spannung zu erzeugen oder Kontraste zu verstärken. Die Diversität meiner Aufnahmen ist darüber hinaus auch ein Produkt unterschiedlicher Entstehungszeiträume. Für einige Arbeiten benötigte ich mehrere Monate – für andere nur wenige Minuten. Um den perfekten Augenblick im Lebenszyklus eines Straßenbelags festzuhalten, suchte ich die optimale Tages- oder Jahreszeit des Aufnahmemoments sorgfältig aus. StreetArt vereint Fotografien, die im Streiflicht der Abendsonne leuchtende Asphaltstrukturen zeigen, oder solche, deren Reiz vom Türkis der blauen Stunde spürbar verstärkt wird.

Komm mit auf die Reise…

... und entdecke Motive, die nur darauf gewartet haben, fotografiert zu werden: zum Beispiel an den Stoppstellen des Pforzheimer Rodgebiets oder auf dem Biosphären-Asphalt des Davoswegs. Auf dem beliebten Naherholungspfad der Goldstadt am Schwarzwaldtor entstanden meine Foto-Arrangements „Grün I“ und „Grün II“. Sie veranschaulichen beispielhaft, wie sich die Natur das durchaus abwechslungsreiche Asphaltgrau unablässig zurückerobert. Etwas Übung beim Betrachter vorausgesetzt, erinnern solche Unregelmäßigkeiten im städtischen Asphalt an die Form eines Erdteils oder an eine achtlos weggeworfene Flasche. Beim nächsten Besuch ist der Erdteil plötzlich verschwunden, weil der Frost des Winters ganze Arbeit geleistet hat. Das Flaschen-Schlagloch wurde indessen von Arbeitern des städtischen Bauhofs geflickt und quasi über Nacht in ein noch schöneres Patchworkmuster verwandelt.

Ich wünsche mir, dass das Durchblättern des Bildbandes StreetArt seine Betrachter dazu inspiriert, auf dem nächsten Spaziergang die Vielfalt städtischer Straßen und Wege genauer zu erkunden.


Bei der Entdeckung unbekannter Asphaltwelten wünsche ich viel Spaß und noch mehr Fantasie.



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